Montag, 4. Juli 2011

Gentrification


Wider die Gentrification

Der Begriff dürfte längst nicht jedem vertraut sein und ich habe ihn auch erst vor kurzem das erste Mal gehört. Was steckt also dahinter? Es geht um die „Aufwertung“ deutscher Innenstädte. Erst mal ist ja nichts grundlegend gegen Renovierungsarbeiten zum Werterhalt zu sagen sagen, aber es stecken viel größere Ziele dahinter.

Man möchte finanzkräftigere Investoren anziehen, man möchte eine andere Außendarstellung und vor allem möchte man andere Mieter. Die Städte sollen rundherum hübsch sein und die sozial Benachteiligten in Vororte abgedrängt werden. Die gehören einfach nicht ins Stadtbild. Dabei sollte die Stadt doch für alle da sein. Schließlich tragen auch alle dazu bei, dass das Leben in der Stadt funktionieren kann.

Was dabei vor allem verschwindet ist die Subkultur, sind alternative Lebensräume und ganze Existenzen, die hier über Generationen gewachsen sind. Kleine Läden verschwinden und stattdessen macht der nächste Rewe-City oder Ikea auf. Große Ketten verdrängen kleinere Unternehmen.

Gute Beispiele für diese Entwicklungen gibt es überall; die offensichtlichsten finden zurzeit wohl in Hamburg-Sankt-Pauli und in Berlin-Kreuzberg statt. Was dabei vergessen wird, ist die Tatsache, welchen Flair von diesen Bezirken bislang ausgehen und dass auch gerade sie Menschen in die Städte gezogen haben. Wäre wohl Hamburg weltberühmt ohne seine Reeperbahn?
Und gerade in solchen Bezirken hat sich ein Miteinander zwischen verschiedenen Kulturen entwickelt. Und dies soll nun systematisch zerstört werden?

Werden unsere Städte nicht immer mehr von Konsum, Bürogebäuden und schicken Wohnungen dominiert? Und die Vielfalt schwindet; es gibt immer weniger auch für sozial schwächere bezahlbare Wohnungen und so verschwindet immer mehr das Leben aus den Städten. Eine traurige Entwicklung in meinen Augen. Und man braucht sich nur die ganzen leerstehenden Bürogebäude in so ziemlich jeder Stadt ansehen, um zu erkennen, wo man wirklich ansetzen müsste.
In die Stadtplanung müssten die Bürger und einzelnen Stadtbezirke viel stärker eingebunden werden. Wenn ich mir so ansehe, was in Stuttgart in den letzten zehn Jahren an neuen Gebäuden entstanden ist, packt mich das Grausen, von wenigen Positivbeispielen abgesehen.

Am Protest zu Stuttgart 21 zeigt sich doch deutlich, dass die Bürger nicht mehr bereit sind alles hinzunehmen und das ist auch gut so. Je vielfältiger eine Stadt ist, desto attraktiver ist sie doch. Es wird Zeit, sich von Investoren nicht alles diktieren zu lassen.

Die Entwicklung von neuen Wohnprojekten und Generationshäusern zeigt eigentlich, dass in den Städten etwas ganz anderes fehlt. Ein gößeres Miteinander. Und wer solle besser die Bedürfnisse eines Stadteils kennen als die Bürger, die dort leben.


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