Mittwoch, 14. März 2012

Häuserkampf - wo alles begann


Wer sich dafür interessiert, was die Occupy-Bewegung in den USA inzwischen macht, sollte sich diese beiden kurzen Beiträge aus der ARD-Mediathek ansehen. Der erste berichtet davon, wie stark sich viele Occupy-Aktivisten für Familien einsetzen, die ihre Hypotheken fürs Eigenheim nicht mehr zahlen konnten und von den Banken enteignet und auf die Straße gesetzt wurden. Der Bericht zeigt wie kompromisslos die Banken dabei vorgehen. Lieber lassen sie die Häuser verroten, anstatt sich auf neue Konditionen zu einigen, was auch ökonomisch wenig Sinn macht. Wer sich erinnert - der Verfall der Immobilienpreise bzw. das Ausbleiben von utopischen Wertsteigerungen, die die Finanzierungsmodelle erst möglich machten, waren einer der wesentlichen Ursachen für die Finanzkrise. Aktivisten besetzen nun immer mehr Häuser, richten sie wieder her und stellen sie obdachlosen Familien zur Verfügung, was auch in den betroffenen Wohnvierteln, die immer mehr verfallen, mit großer Sympathie aufgenommen wird. Ein guter Weg, um aktive Veränderungen anzuschieben!

Häuserkampf - Der Immobilienmarkt - wo alles begann

Das ergänzende Interview mit einem der Aktivisten, der selbst Obdachlosigkeit erlebt hat und nun etwas an die zurückgibt, die dieses Schicksal teilen. Der Eindruck den manche Straßenzüge machen ist erschreckend und zeigen das ganze Ausmaß der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.

Interview mit dem Occupy-Aktivisten Carlos Marroquin

Ich fühle mich an eine Passage aus dem Interview mit Vananda Shiva erinnert. Sie sagte mit Hinblick auf ihr Bild von Europa, dass es um die "Krisenstaaten" Europas teilweise schlechter bestellt sei als um die Entwicklungsländer, da die Bevölkerung dort einen Sozialstaat kannte, der nun wegbricht. In den Entwicklungsländern, die nie einen Sozialstaat kannte, benötigt es ohnehin andere Formen der Solidarität.
Das soll jedoch keineswegs ein Hinterfragen des Sozialstaates sein. In meinen Augen ist die soziale Marktwirtschaft eine der größten Errungenschaften der Geschichte. Leider wird immer stärker das Bild vermittelt, wir könnten uns den Sozialstaat nicht mehr leisten. Doch um die Finanzwirtschaft zu retten, ist Geld da. Ich hoffe sehr dieses Bild wird sich wieder gerade rücken. Das neoliberale Gedankengut ist dabei die Welt zu zerstören. Widerstand ist Bürgerpflicht! 

Dienstag, 6. März 2012

arabischer Frühling


Viele Mißverständnisse prägen das Bild und die Debatte über den arabischen Frühling. Es ging nicht einfach um die Konfrontation zwischen Diktatoren und dem einfachen Volk, sondern die Ereignisse waren und sind vielschichtiger und noch immer ist unklar, wie sich die arabische Welt in Zukunft entwickeln wird.

Es wird deutlich, welche Rolle beispielsweise die steigenden Lebensmittelpreise als Katalysator für die Ereignisse und generell die extremen Unterschiede zwischen Land- und Stadtbevölkerung gespielt haben. Auch die Rolle von gemäßigten und radikal auftretenden muslimischen Gemeinschaften / Parteien wird ausreichend beleuchtet. Interessant auch zu sehen, welch gute Voraussetzungen Syrien für einen Wandel hatte - im Gegensatz zu Gaddafi und Muhbarak war Assad durchaus beliebt und hat sich selbst in eine Sackgsasse manövriert. Inzwischen agiert er nur noch aus reinem Machterhalt, seine Auftritte sind zynisch und sein menschenverachtender Umgang mit den Protestierenden, die er offenbar vernichten will, ist beschämend.

So schwierig die Abwägung ist, ob es ein Eingreifen in Syrien sinnvoll ist - ich wünsche sie mir - schließlich hat die Opposition keine reele Chance und ist militärisch extrem unterlegen. Ähnlich war die Situation auch in Lybien - ohne ein Eingreifen hätte sich nichts verändert. Ich bin sehr kritisch was militärische Einsätz angeht, aber die Polemik, die vielfach im Netz verbreitet wird, ein Eingreifen diene nur der Etablierung von neuen Regierungen, die dem Westen freundlich gesinnt sind, greift für mich viel zu kurz. Zumal auch gerade die Waffenlieferungen aus dem Westen dieses Ungleichgewicht zwischen Diktatoren und Volk erst zementiert haben. Ein humanitäres Eingreifen ist dringend notwendig - zur Not militärisch unterstützt. Generell benötigt die UNO meiner Ansicht nach wieder eine politische Stärkung. Die NATO als reines Militärbündnis ist für mich für ein solches Eingreifen ungeeignet. Doch in jedem Fall kann man nicht einfach zusehen, wie Assad kritische Teiles seines Volkes umbringt. Das ist nicht hinnehmbar!

Dennoch liege ich nicht dem Trugschluss auf, Diktatoren wie Muhbarak, Gaddafi und Assad hätten keine Befürworter. Natürlich haben sie die - schließlich profitieren auch viele Menschen in einem Regime...

Diese Dokumentation ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen und ermöglicht ein vielfältiges Meinungsbild - wie es den Ereignissen des "arabischen Frühlings" auch angemessen ist:


Montag, 5. März 2012

Vandana Shiva


Vandana Shiva ist Phy­si­ke­rin, Umwelt­ak­ti­vis­tin, Trä­ge­rin des Alter­na­ti­ven Nobel­prei­ses und Publi­zis­tin.
In einem Interview mit Ilona vom Blog für eine bessere Welt spricht sie über die fatalen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft, die Machtkonzentration in den multinationalen Konzernen, die Allgemeingüter wie Wasser oder Saatgut in Besitz nehmen und patentieren. Sie wirbt für eine nachhaltige, ökologische Landwirtschaft und eine Abkehr von Monokulturen und Pestiziden, um den Ertrag der Böden enorm zu steigern.

Außerdem legt sie den Finger auf die Wunde: Die Verschwendung in den Industriestaaten und die Auswirkungen der Verschmutzung dieses Planeten. Sie verweist auf die (mit)entscheidende Rolle der Agrarwirtschaft, um dem Klimawandel entgegen zu treten und auf die Chancen, die sich aus einem grundlegenden Wandel ergeben können.

Dabei wirkt sie im Interview sehr präzise, weise und unaufgeregt. Man merkt ihr an, dass sie weiß vowon sie spricht, dass sie ihren Humor nicht verloren hat und ihre Fokussierung der Möglichkeiten, die sich aus der aktuellen globalen Krise ergeben können und verliert sich nicht in Zynismus über die Mühsal ihrer schwierigen Überzeugungsarbeit, die scheinbare Übermacht der Konzerne und wiederkehrende Rückschläge in diesem Kampf. Eine inspirierende Persönlichkeit!



dort finden sich auch weiterführende Links

Sonntag, 4. März 2012

Was tun?


Dieser Tage stieß ich auf eine spannende ARTE-Reihe unter dem Titel "Was tun".
Darin erläutern spannende Persönlichkeiten ihre vielfältigen und inspirierenden Perspektiven für die Zukunft.

Teil 1: Ulrich v. Weizsäcker: "Den Wohlstand vom Verbrauch entkoppeln"

Über den Begriff der Nachhaltigkeit. Ein Apell an die Menschheit zu einer zukunftsfähigen Lebensweise zu finden. Er sieht Möglichkeiten den Wohlstand vom Verbrauch zu entkoppeln. Seine Thesen...

Teil 2: Jakob v. Uexküll: "Verantwortung übernehmen"

Ein Aufruf sich politisch zu engagieren und wie wichtig es ist zu lernen, sich öffentlich politisch zu äußern. AUch meine Erfahrung ist, dass man dabei besonders viel lernt; schließlich ist man gezwungen seine theoretischen Ideen anderen vorzustellen und durch deren Kritik weiter zu lernen. Uexküll ruft dazu auf, sich in Parteien zu engagieren. An dem punkt sdchwanke ich noch immer. So sehr es mir widerstrebt mich den Regeln innerhalb der Parteien zu unterwerfen. Andererseits: wenn sich eine große Menge kritisch denkender Menschen in den Parteien engagieren würden - warum sollten sich die Regeln und die Kultur nicht ändern lassen?

Teil 3: Vandana Shiva: "Widerstand leisten"

Über die Gier der multinationalen Großkonzerne und über einen nachhaltige, ökologische Bodennutzung.
Sie äußert sich eindeutig zu dem fatalen Wirken von "Monsanto" und die Auswirkungen für die Landwirtschaft in Indien. Eine spannende Persönlichkeit mit einem erweiternden Blickwinkel.

Teil 4: Dennis Meadows: Wieder runter gekommen 

Einer der Autoren der Studie "Grenzen des Wachstums", die gerade vierzig Jahre alt wurde. Was hat sich seitdem geändert. Haben wir angesichts dieser Erkenntnisse etwas gelernt? Seine Prognosen...

Teil 5: Klaus Wiegandt: Sich bilden

Darüber seine eigene Lebensführung zu hinterfragen. Was ist wirklich nötig und was ist Verschwendung?
Über die Macht des Einzelnen sich selbst und andere zu ändern...