Samstag, 14. Mai 2011

In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich?


Mir ist bewusst, dass dieser Bericht stellenweise stark einseitig ist. Aber spiegelt sie meine Meinung und auch meine Wut wieder, die ich empfinde, wenn ich über all das nachdenke.
Außerdem soll ja gerade das die Qualität dieses neuen Blogs sein, durch grundverschiedene Autoren umfassende Blickwinkel zu ermöglichen.
Erst vor kurzem bin ich von einem durch zwei kurze Besuche in Deutschland unterbrochenen, fast zweijährigen Reise zurückgekehrt. Das hat meine Kritik an dem System, in dem wir alle leben, sicher noch verstärkt. Jedoch sind das Entwicklungen, die ich schon immer bemängelt habe und die mich oft genug in den Wahnsinn getrieben und verzweifeln haben lassen. Vielleicht ist es gar ein Vorteil jetzt darüber zu schreiben, da ich aktuell (noch) nicht wieder Teil dieser Gesellschaft bin. Doch das werde ich nun bald wieder sein – ob ich nun will oder nicht. Und selbst all die, die sich Nischen geschaffen habe, in denen sie der Selbstverwirklichung näher gekommen sind und einem Platz zum Atmen gefunden haben – ändert das doch nichts an der Notwendigkeit, die Regeln dieser Gesellschaft zu befolgen und wenn dieser Teil noch so klein sein mag im Einzelfall. Aber selbst dann ist es ja nicht egal, was um einen geschieht. Mag einem das noch so sehr erscheinen – es ist es nicht – und letztlich sind wir alle miteinander verbunden. Mir persönlich fällt es schwer, zufrieden zu sein, wenn ich weiß dass es vielen um mich herum nicht so ergeht.
Tja, was stört mich denn so fundamental? Wo soll ich da nur anfangen? Da gibt es so vieles.
Das wir Teil eines fast vollständig beherrschenden Kapitalsystems sind, dürfte inzwischen jedem klar sein. Ein System, in dem zuerst die absahnen, die dieses verwirrende System, das selbst mancher Experte nur rudimentär durchschaut, verstehen können und daraus ihren Vorteil ziehen. In dem ohne Skrupel auf Kapitalvernichtung gewettet wird, Firmen in „feindlichen Übernahmen“ zerschlagen werden, in dem Spekulanten auf den Niedergang ganzer Volkswirtschaften setzen können oder sogar mit Lebensmitteln handeln dürfen, die in vielen Teilen der Welt zu verheerenden Hungersnöten führen. Ich finde das krank. Aber so vielen Menschen erscheint es gar sexy zu sein, Schicksale zu zerstören. Zieren nicht genau solche Menschen die zahllosen Managermagazine und werden zum Unternehmer des Jahres gekürt? Widerlich. Und selbst die Wirtschaftskrise hat nahezu nichts verändert. Das wäre doch mal die Chance gewesen, die Finanzmärkte zu regulieren, den Spekulanten einen Riegel vorzuschieben und zu erkennen, dass dieses wahnsinnige System nur von Blase zu Kollaps und wieder zurückführt. Was letztlich auf Kosten aller geht. Nur profitieren nur ganz ein paar Menschen von diesem System. Aber die Banken retten durften dann wieder alle. Um nachher munter so weiter zu machen wie zuvor. Nicht zu fassen! Ich empfinde das als nur eins: menschenverachtend. Warum muss ein Finanzsystem über die Beteiligung an Unternehmen hinausgehen?
Da bin ich dann auch schon beim Thema Wachstum. Alle Renditen müssen um jeden Preis steigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nicht dass ich einen gewissen Druck aufgrund der immer globalisierten Welt nicht sehe – aber so kann es doch nicht weiter gehen. Ist nicht wichtig, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben und ein bescheidener Gewinn erzielt wird, der dann im Idealfall an die Aktionäre (idealerweise die eigene Belegschaft in erster Linie) ausgeschüttet wird und in bescheidene Investitionen gesteckt wird? Nein, es muss gleich um zweistellige Wachstumsraten geben. Noch ein paar zehntausend Autos mehr, die unseren Planeten verpesten. So entstehen doch immer nur noch größere Unternehmen. Irgendwann haben sie ein Monopol, sind aufgebläht zu unübersichtlichen Verwaltungsapparaten und nehmen Konkurrenten die Luft zum Atmen, bis auch diese im neuen Unternehmen verschwinden. Was mit Arbeitsplatzabbau einhergeht.
Und wo soll das enden? Ich fürchte irgendwann gibt es nur noch wenige hundert Unternehmen, die dann munter ihre Preise absprechen können. Aber wer soll dann noch was kaufen? Wer hat dann überhaupt noch einen Arbeitsplatz. Wie viele Arbeitsplätz verschwinden denn mit jeder neuen Mall, die zuvor kleinere Geschäfte ersetzt? Unzählige. Aber Geiz ist ja geil. Ich könnte manchmal kotzen!
 Und was zum Teufel brauchen wir nicht alles? Alle zwei, drei Jahre ein neuer Fernseher, tausende neue Apparate, das neueste Handy und und und. Das ist doch allen Wahnsinns. Wir müssten uns doch bewusst sein, dass dieses Wachstum all unsere Lebensgrundlagen entzieht. Zumindest langfristig. Woher kommt denn der Reflex, den Schwellenländern vorschreiben zu wollen, nicht die gleichen Fehler zu machen, die wir selbst gemacht haben? Doch nur das Wissen, das unser Planet kollabiert, wenn diese Länder unser Niveau erreichen würden. Was für eine unerträgliche Arroganz!
Es ist doch höchste Eisenbahn diesen Fortschrittswahn massiv zu hinterfragen. Das ist doch kein Fortschritt, das ist nur noch Gier. Nach uns die Sintflut. Selten war diese Floskel aktueller denn heute! Frage wäre viel mehr, wie wir unsere westlichen Konsumgesellschaften gesund schrumpfen können, zum Wohle ALLER auf dieser Welt lebenden Menschen. Und diese Gier macht doch auch hierzulande nur wenige wirklich glücklich. Vielmehr geht es doch nur noch um Kompensation.
So viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz, fühlen sich überfordert in einer immer hektischeren Arbeitswelt mit immer weniger Arbeitskräften und der massive Anstieg psychischer Erkrankungen ist doch ein absolut alarmierendes Zeichen.
Komme ich zu einem anderen Beispiel: Wie erschreckt sind alle, über die Gewalteskalation besonders unter Jugendlichen. Nicht, dass ich das in irgendeiner Form gut heißen würde, absolut nicht. Aber man muss doch nicht wirklich lange überlegen, wie es dazu kommt. Immer mehr junge Leute sind schlicht und ergreifend perspektiv- und hoffnungslos. Wer will schon noch in einer Welt leben, die immer unpersönlicher wird und deren Probleme einfach nicht angegangen werden. Sicher, ich will da meine Generation absolut nicht ausnehmen. Wir können nicht einfach sagen, alles ist scheiße und das war es dann. Aber zu viele sind einfach viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, driften ab in Traumwelten.
Doch es entstehen endlich neue Bewegungen und das ist höchste Eisenbahn!
Begreift denn keiner den Zusammenhang zwischen den Medien und dieser Entwicklung. Ich bin keiner der alles auf gezeigte Gewalt zurückführt. Das wäre lächerlich. Aber wenn man sich so anschaut, was da alles gezeigt wird, dann wird mir kotzübel! Gewaltexzesse, die es in dieser Form so früher nicht gegeben hätte, sind nun selbstverständlich und werden kaum mehr hinterfragt. Bis mal wieder irgendwo ein Amoklauf passiert und dann das Gegenteil passiert. Alles nur auf brutale Spiele reduziert wird. Genauso blödsinnig. Es ist eine Verrohung der ganzen Gesellschaft. Wirkliche Idole gibt es immer weniger und damit immer weniger Orientierung. Immer mehr alte Menschen können diese Rolle auch nicht mehr übernehmen. Sie werden vielfach entmündigt und abgeschoben. Wer will da noch alt werden? Ich kenne die Zustände in einigen Altersheimen und ich würde keine Sekunde in einem solchen Leben wollen!
Eine schreckliche Entsolidarisierung hat längst stattgefunden. Und sie wird immer stärker polarisiert.
Arbeitslose werden diskriminiert. Die bräuchten sich ja nur auf den Arsch zu setzen und schon hätten sie was. So ein Schwachsinn. Sicher könnten einige Stellen wieder besetzt werden und es gibt auch manche, die haben schon lange aufgegeben und sind psychisch schon kaum mehr in der Lage, irgendeine Arbeit anzunehmen. Aber es ist doch viel zu einfach, diesen die Schuld zu geben. Als würde es denen gut gehen. Den meisten sicher nicht, sondern sie sind desillusioniert und verzweifelt. Und ganz viele wollen arbeiten, aber finden einfach nichts mehr, mangels Qualifikation oder schlicht ergreifend aus Arbeitsmangel. Und immer noch wollen mir manche Vollpfosten erzählen, es gäbe ja die Möglichkeit einer Vollbeschäftigung. Das können, die doch nicht ernst nehmen, in einer immer mehr technisierten Welt wird es immer weniger Arbeitsplätze geben. Und das ist eine Wahrheit. Diese Diskriminierung muss endlich aufhören. Was das Integrationsdesaster anbetrifft - das würde jetzt zu weit führen aber ich greife es gerne an anderer Stelle wieder auf.
Nochmal zurück zu den Medien. Wir sind längst eine Gesellschaft der Süchtigen. Aber von was für einer Scheiße eigentlich? Sicher gibt es noch einige anständige Formate, ohne Zweifel. Aber selbst die öffentlich-rechtlichen zeigen Dinge im Fernsehen, dass ich mich nur frage, ob die noch ganz sauber sind. Sicher darf man auch mal seichtere Dinge im Fernsehen zeigen. Aber das ist doch inzwischen fast alles und gut Formate kann man irgendwann um Mitternacht sehen. Hier vermisse ich total die Entfernung zur Politik. Da wird viel zu wenig kritisiert und viel zu viel einfach stehen gelassen.
Manchmal frage ich mich ob Politik die Prostituierte der Medien geworden ist oder umgekehrt.
Da dürfen Politiker eine Sprache verwenden, die keiner mehr versteht und genauso ist das auch beabsichtigt. Es geht nur noch um Macht und Außendarstellung. Und wer wenn nicht der Journalismus soll das in Frage stellen. Und der soll dann bitteschön neutral sein. Als ob das die Quellen wären. Dass ich nicht lache. Für mich muss Journalismus kritisch sein und eine eigene Meinung vertreten dürfen. Sonst wird eine bereits manipulierte Meldung doch einfach übernommen. Insgesamt braucht es viel mehr von uns die nachhaken und sich nicht zufrieden geben.
Die Bewegung gegen Stuttgart 21 hat gezeigt, dass es möglich ist, etwas in diesem Land zu verändern. Ein längerer Bericht zu dem Thema wird auch noch folgen. Und da ging es vielen um noch ganz andere Themen. Denn da gibt es noch so viel mehr: Datenschutz, Generationengerechtigkeit, fehlende Angebote für Jugendliche (die Neonaziideologen in Deutschland freuen sich und springen gerne in die Bresche), europäische und internationale Politik, die Frage wie wir zu einer mündigen Bürgergesellschaft kommen, Gentechnik, ethische Fragen, Religionskriege und so viele brandaktuelle Fragen mehr.
Mit diesem Bericht wollte ich einige Dinge anschneiden. Ihr seht also, es gibt viel worüber wir uns austauschen müssen. Und dafür brauchen wir auch Eure Mithilfe. Denn nur wenn dies eine breitere Bewegung wird, können wir auch etwas bewirken. Auf jeden Fall muss sich vieles ändern, um diese Welt wieder lebenswerter und wärmer zu gestalten!!!
Danke für Euer Interesse,

Euer Mr. Coconutyoga

8 Kommentare:

  1. Es handelt sich hier um keine Gesellschaft.Das Wort Gesellschaft erinnert mich stark an Geselligkeit,bei einander sein,Mitbewohnen,was ich aber sehe sind viele einzelne Individuen,jeder nur für sich.Keiner gönnt dem anderen was. Neid bestimmt das Leben mit. Wie du schon sagtest die Medien scheinen hier die Bibel des 21.Jahrhunderts zu sein. Es wird einem vorgeschrieben was "in" oder "out" ist, was man machen sollte oder was man lieber meiden sollte. Es scheint sehr toll zu sein narzisstisch geprägt zu sein. Mein Körper darf nicht wie Gott ihn geschaffen hat sein, nein, man muss ins Fitnessstudio gehen,sich stählen, dazu sollte man auch eine Moderne Frisur tragen, die neusten angesagtesten Kleider haben, man soll die Szenelokale aufsuchen die angesagt sind. Dort kann man sich dann von den anderen absetzen indem man versucht einfach besser wie sie auszusehen. Die Brust des Mannes sollte doch möglichst unbehaart sein und die Brust der Frau braucht schon einen mächtigen Busen,gerne helfen hier Ärzte nach. Man soll Hautcremes benutzen, die nach einer durchzechten Nacht helfen sollen rasch wieder richtig "fit" auszusehen, weil wir müssen wie gesagt alle hübsch sein. Man kommt gut an wenn man gut gekleidet ist, ein schickes Auto fährt (auch wenn es meistens geleast ist!).Man fährt bzw. fliegt in den Urlaub nach Italien oder Spanien,warum?Weil man nach Italien oder Spanien fährt. Man macht genau das was einem Vorgeschrieben wird.Wer sich nicht an die Regeln hält,der wird von der Gesellschaft abgegrenzt. Man schaltet den Fernseher ein,was sieht man?Perfekte Menschen, Menschen die es eigentlich so von Natur aus gar nicht geben kann.Man läuft aus dem Haus raus,was sieht man?Perfekte Menschen auf Plakaten, meistens zeigen die einem Dinge die ganz toll sind, weil perfekte Menschen nur perfekte Handys haben, oder nur das beste Essen, weil sie ja perfekt sind. Dann fährt man los,egal wohin.Was sieht man?Menschen mit Anzug und Headset die in einem dicken BMW oder Mercedes sitzen und sehr gestresst wirken.Meistens fahren sie auf der linken Seite der Autobahn, weil sie sind wichtig und sie haben es eilig, die anderen Würmer sollen gefälligst Platz machen.
    Mal ne andere Frage:"Was machen Menschen wenn sie zuhause sind"? Ganz einfach, sie benutzen das Internet, sie schauen sich nach Sachen um die sie sich in nächster Zeit bestellen möchten, sie hängen in Chats und sozialen Netzwerken ab.Warum tun sie das?Weil es sich so gehört!!!Viele schauen sich auch Schmuddelige Seiten an.Warum tun sie das?Sie sind anonym, Sie können ihre dunkelsten Geheimnisse ausleben...das macht Spaß,nicht wahr?Man braucht ja sein Ventil zum Alltag. Man kann sich halt nicht mehr so oft wie früher mit Freunden treffen, man ist ja meistens alleine, man kommuniziert halt weniger, Reden ist ja anstrengend, der Fernseher kann mit einem reden ohne das man Antworten muss. Im Fernsehen kann man Abends nebst den ganzen Sexhotlines auch Werbung für Seitensprünge sehen,ganz legal, jeder sollte das tun,man braucht ja Abwechselung. Ich sehe täglich tausende von Dingen die mich persönlich an Sodom und Gomorrha erinnern. Es interessiert aber keinen das Wir moralisch schon Mausetot sind. Mal ehrlich, wenn ich strenggläubiger Moslem währe und die westliche Gesellschaft betrachten würde, dann könnte ich nur Wut und Hass empfinden, weil was man hier sieht sind Sünden,nichts als Sünden und keinen Interessiert es,weil es lebt sich als Schwein einfacher.

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  2. PartI:

    Du gehst sehr konkret auf den Schönheitswahn der Gesellschaft ein. Ein weiterer wichtiger Punkt, in dem sich viele Fehlentwicklungen der Gesellschaft spiegeln. Vor allem aber auch der gesellschaftliche Druck, dem sich so viele Menschen unterworfen sehen. Ein gnadenloser Konkurrenzkampf unter den Menschen ist entbrannt und ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung noch verschärfen wird. Unter dem Aspekt sehe ich auch den immer größeren Neid und Missgunst, den Menschen empfinden für Andere, die es vermeintlich geschafft haben. Hängt ja davon ab, welche Maßstäbe angelegt werden, um vermeintliches Glück und Erfolg zu messen.
    Das Bild von den Medien als neue Propheten gefällt mir sehr gut. Ausdruck einer immer größer werdenden Oberflächlichkeit und Ersatzbefriedigung.
    Narzissmus ist auch ein Ausdruck einer Entsolidarisierung: Ellbogen raus, nur wer Andere aussticht, kann sich einen Platz erkämpfen. Eine immer größere Rücksichtslosigkeit von vielen Menschen ist zu beobachten.
    Wer sich in Schulden stürzt, ohne zu wissen, wie er sie wohl zurückzahlen kann – zumindest dann wenn der ach so sichere Arbeitsplatz plötzlich weg ist – das ist ein alarmierendes Zeichen für diese Oberflächlichkeit. Hauptsache Sportwagen.
    Dieser Traum vom Perfekten dient doch gerade dazu, zu verhindern zu erkennen dass man eben nicht perfekt ist und man an sich selbst arbeiten müsste anstatt sich wenig hilfreicher Krücken zu bedienen.
    Immer mehr steuert es auf Gewinner und Verlierer hin. Auch unter diesem Aspekt betrachte ich die Diskriminierung vermeintlicher „Verlierer“. Letztlich ist es doch Ausdruck von Angst, selber zum Verlierer zu werden. Das kann ja schnell gehen heutzutage.
    Komme ich zu Deinen Anmerkungen zum privaten Bereich:
    Selbst hier ist der Druck nicht kleiner als in der öffentlichen und Arbeitswelt. Wie kompensiere ich einen Mangel an Gesellschaft, an Zufriedenheit und Perspektiven oder Träumen?
    Konsum! Flucht in andere Realitäten oder gar Identitäten! Das hast Du gut beschrieben. Und die Medien bieten das, was sich der Unzufriedene wünscht und plötzlich fühlt er sich gar nicht mehr so unzufrieden…

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  3. Part II

    Anonymität hilft natürlich ungemein, um sich als jemand darzustellen, der man gar nicht ist, aber gerne wäre, wenn man den Mut hätte, sich auf den Weg dorthin zu machen. Was aber mit Enttäuschungen und Desillusion verbunden wäre. Ein steiniger Weg, von dem man gar nicht weiß ob er zum erhofften Ziel fühlt. Aber wer sich nicht gegen Widerstände auf diesen Weg begibt, wird es niemals erfahren.
    Was Pornos und Seitensprünge angeht. Ersteres ist ja erst mal nichts schlimmeres, letztlich deutet aber beides auf einen massiven Mangel an echten Gefühlen hin. Hier geht es nur um den Kick. Und weist es leider darauf hin, wie wenige Menschen sich noch trauen zu echten Gefühlen zu stehen. Leichter ist es doch eine Maske aufzusetzen und den harten zu markieren, um nicht wieder verletzt zu werden. Und Verletzungen kommen – sollte man deswegen aufhören zu lieben? Immer mehr Menschen scheinen der Illusion aufzusitzen, dass Liebe nur mit Glück verbunden ist und flüchten sich nach einigen wenigen Enttäuschungen und erklären sich selbst, dass Liebe nicht wehtun darf. Natürlich tut sie das. Liebe und Enttäuschung, Schatten und Licht, Glück und Trauer – würden wir nicht jede Fähigkeit für reales Erleben verlieren, wenn es diese Gegensätze nicht gäbe? Woher sollten wir dann noch wissen was positive Emotionen sind? Wir würden doch gar nichts mehr spüren. Wobei wir auch wieder beim perfekten Menschen wären – bei dem läuft ja alles rund – und wenn nicht, dann ist der Aufschrei der Medien gerade bei bekannten Persönlichkeiten groß: Wie konnte diese Lichtgestalt (die die Medien erst zu solchen „geadelt“ haben) nur solche Schattenseiten haben? Pervers und menschverachtend. In den Himmel heben und dann verdammen. Beides dämlich. Warum sollten solche Plastikwesen meine Vorbilder sein?
    Dein letzter Punkt gilt anderen Kulturen und Religionen und welchen Eindruck sie wohl von diesem Treiben haben müssen. Selbstverständlich sehen sie unsere Welt als Sündenpfuhl. Das ist sicher nicht ungerechtfertigt, sollte aber nicht der Maßstab sein. Gründe hierfür sind ja auch extreme Moralvorstellungen, die mir persönlich zu weit gehen. Als Ursache für den Hass gegen die „westliche Kultur“ - der in meinen Augen nicht völlig unbegründet ist (wobei Kritik besser wäre) - kommen ja auch massive Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten als Ursache hinzu. Aber ich gebe Dir definitiv recht: ein erheblicher Größenwahn hat viele Entscheidungsträger in der westlichen Welt verblendet. Und der Turmbau zu Babel schreitet voran, um Dir mal in die biblische Ecke zu folgen…
    Das Thema des „Glaubenkriegs“ kommt sicher noch auf den Tisch!
    Also, bleib dran und bereichere dieses Forum mit Deinen Beiträgen! Freu mich schon!

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  4. Ich würde gerne einiges beitragen, schließlich gibt es viele Dinge die mich belasten, schon allein deswegen weil ich von ihrer Existenz weiß. Zum Beispiel das diverse Manager mittlerweile einen "Popstars" Status haben. Wenn dies in einer Gesellschaft gang und gebe ist, dann ist die Gesellschaft definitiv krank. Natürlich trägt ein Manager viel Verantwortung. Natürlich muss er härter und länger arbeiten als andere. Das diese Berufsgruppe teilweise einen Gehalt von 10,12 sogar bis 18 Millionen Euro jährlich aufweist erscheint mir irgendwie unmenschlich. Wer bestimmt diese Gehälter?Ich gehe davon aus sie selbst. Es scheint das es nach oben keine Grenzen mehr gibt, genauso wie nach unten. Deswegen wurde ein bestialisches System entwickelt um die Höhe der Gehälter besser tragen zu können. Man hat die Zeitarbeit ins leben gerufen. Eine Moderne art von Sklavenhandel, Menschen die sich mit wenig Geld zufrieden geben und eine hohe Flexibilität aufweisen müssen, damit die obere Etage schön die eigenen Gehälter regelmäßig aufstocken kann. Es ist vermehrt zu beobachten das auch Politiker immer mehr zu Popstars avancieren. Dummerweise haben sie doch den kürzeren gezogen, weil ihre Gehälter wesentlich kleiner sind als die von sogenannten Top-Managern. Dies lässt nur eine einzige Schlussfolgerung meinerseits zu: es sind die Manager der großen Firmen die ein Land regieren. Die Politiker kriegen dank ihrer Loyalität auch ein Stück vom Kuchen ab. Aber mal ehrlich, sind das alles so außergewöhnliche Leute? Gibt es in einer Gesellschaft so viele Idioten und so wenig begabte Menschen? Oder besteht die Möglichkeit das vielen Menschen mit Absicht der aufstieg verwehrt bleibt, damit die paar die alles Kontrollieren weiterhin alles unter sich aufteilen können? Sollte jemand der mit Zahlen umgehen kann, weil er ausreichend gefördert wurde den gleichen Status haben wie jemand der eine außergewöhnliche Stimme hat und mit seiner Stimme Millionen von Menschen begeistern kann? Derjenige der diese Stimme hat, der verdient sein Geld ehrlich, weil Millionen von Menschen seine CD´s kaufen, oder seine Konzerte besuchen. Das heißt die Menschen bestimmen wie erfolgreich er ist. Das finde ich fair. Unmenschlich sind hier bloß die Gehälter, man sollte sie einigermaßen angleichen. Es währe natürlich völliger Schwachsinn wenn eine Putzfrau gleichviel wie ein Arzt verdient. Aber ein Manager könnte sich mit 1-2 Millionen im Jahr zufrieden geben. Man könnte auch Versuchen den Ländern der dritten Welt zu helfen und aufhören sie ständig auszubeuten. Wir werden da noch einen Boomerang Effekt erleben. Das Römische Reich so sagt man ist auch wegen seiner dekadenten Lebensweise untergegangen, irgendwann hatte man alles erreicht, irgendwann hatte man alle möglichen Luxusgüter und Ländereien. Keiner hatte mehr Lust zu kämpfen, man wollte den Reichtum horten, man wurde träge. Das selbe Problem sehe ich hier. Wenn man nicht rasch umdenkt werden ganz schwere Zeiten auf uns zukommen. Leider kann man die Menschen nicht wachrütteln, sie Meckern viel wenn sie untereinander reden, aber man traut sich nicht auf offener Straße die Meinung zu äußern, man hofft das andere das für einen erledigen.

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  5. Tja, zweifellos hast Du Recht, dass die Wirtschaft schon lange den größten Stellenwert in der westlichen Kultur eingenommen hat. Statussymbole, Macht und Karriere – mithilfe von Medien und zumindest ohne großen Widerstand der Politik sind diese „Götzen“ der schönen, neuen Welt. Nun, früher waren das andere Machtfaktoren, aber besser war es wohl kaum. Bin mal gespannt, was sich aus der heutigen Vernetzung noch entwickeln kann, bevor auch das Internet mehr und mehr nach diesen Spielregeln bestimmt werden wird.
    Vielleicht ist es tatsächlich mal wieder Zeit für eine Revolution. Das wird dann passieren, falls es nicht eine weitere Evolution gibt, an der allerdings viel Menschen mitwirken müssten.
    Darauf versuche ich auch in dem Artikel über die große Wut einzugehen.
    Die Schere geht immer weiter auf und ich glaube, dass es so nicht mehr lange weiter gehen wird.
    Was die Zeitarbeit angeht, gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Schließlich werden dadurch nur Tarifverträge und Gewerkschaften ausgehebelt. Selbst im Sozialbereich werden sogar Hauswirtschaftler und Putzleute entlassen, um sie dann zu einem Bruchteil des Gehalts wieder einzustellen über Zeitarbeitsverträge. Und wem das nicht passt, der ist einfach weg. Sehr sozial! Ich würde das vielleicht nicht in direkten Zusammenhang mit den Managergehältern setzen, aber zweifellos di8ent es der Gewinnmaximierung.
    Was die Politik angeht: Mir kommt das Grauen, wenn ich mir die aktuelle Regierungsmannschaft anschaue: Merkel, die seit einer recht respektablen Legislaturperiode nur noch nichts aussagende Aussagen trifft und von einem Thema zum anderen eiert, Westerwelle als Außenminister, die „Möchtegernsuperhausfrau“ Frau von der Leyen, von den neuen FDP-Plastikpolitikern mal ganz zu schweigen. Oha!!! Wenn man da an Politiker wie Schmidt, Brandt, Wehner, Genscher oder auch Adenauer zurückdenkt. Die haben sicher auch ihre heftigen Fehler gemacht. Aber die hatten Format und standen für das ein, was sie sagten. Und denen nehme ich ab, dass sie viele Entscheidungen aus ihrem Gewissen heraus gefällt haben. Heute stehen da zehn Berater an der Seite, die abwägen wie jedes einzelne Wort beim Volk und den Medien ankommt. Da kann ja nichts bei rauskommen. Was die Springer-Presse dabei noch immer für einen Einfluss hat – einfach nur zum Kotzen!
    Ja, ich bin überzeugt, dass es eine breitere Basis für Entscheidungen benötigt, aber da ist schließlich jeder Einzelne gefragt. Und bei aller Politikverdrossenheit – den Schuh müssen wir uns irgendwann dann doch alle anziehen, sich rausgehalten zu haben. Wobei ich nicht den Eindruck erwecken will, Einflussnahme sei einfach zu erreichen. Natürlich wollen die Mächtigen ihre Macht nicht abgeben. Aber wenn genug Leute sich der veröffentlichen Meinung und dem Kurs von Wirtschaftsbossen und Politikern widersetzen – wie klein der einzelne Beitrag auch sein mag – dann kann sich wirklich etwas verändern. Sicher nicht bis morgen aber langfristig eben schon. Und ich sehe zum Glück solche Entwicklungen.
    Ich stimme Dir zu, dass derjenige, der etwas Besonderes erreicht, sich etwas mehr verdient hat. Ich denke, das kein Mensch der Welt Millionensummen verdienen sollte, vielmehr sollte es reichen nach einem harten Arbeitsleben keine Sorgen zu haben und sich etwas leisten zu können. Aber unter vielen Managern ist man geradezu ein Idiot, wenn man mit 40 oder 50 noch nicht ausgesorgt hat – und zwar für den Rest des Lebens. Das ist pervers! Unterschiede darf und muss es geben, aber sie sind längst für Niemanden mehr nachvollziehbar und zu viele Menschen sind ihrer eigenen Gier erlegen.

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  6. Die weströmische Dekadenz…Da hat der Herr Westerwelle doch mal was Gescheites gesagt – nur hat er es leider auf die falschen bezogen. Nicht die Hartz-IV-Empfänger sind dekadent (vielleicht sollte der gute Mann auf Satire umschulen, wenn er noch mehr solche Kalauer parat hat), sondern in erster Linie die oberste Managerriege…
    Was in der dritten Welt über dieses Gebaren gedacht wird, kann ich mir ganz gut vorstellen, da muss man kein Prophet sein.
    Es werden schwere Zeiten auf uns zukommen, denn das asiatische Zeitalter hat längst begonnen.
    Und ja, es ist wichtig zu seiner Meinung auch öffentlich zu stehen – das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung! Auf Andere können wir lange warten...

    noch ein kleines Zitat:

    „…dass Armut relativ sei. Der heutige Arme habe mehr Geld als ein durchschnittlich begüterter Bürgerlicher vor hundert Jahren. Trotzdem leide er unter der Armut, weil er um sich herum reichere Menschen sehe und, was am schlimmsten sei, jede Menge Werbung, die sich mit verlockenden Angeboten überschlage.“

    aus Arto Paasilinna: Der wunderbare Massenselbstmord

    Übrigens ein sehr lustiges und interessantes Buch!!!

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  7. Dem Zitat muss ich zustimmen. Arme Leute haben heutzutage mehr als vor 100 Jahren, ganz zu schweigen von den armen Leuten aus dem Mittelalter, die teilweise auch Vogelfrei waren. Man hat heutzutage eine ärztliche Versorgung, die weite Teile der Gesellschaft abdecken, zwar gibt es auch hier große Unterschiede, aber darauf möchte ich nicht genauer eingehen, ich denke die Unterschiede sind den meisten Leuten geläufig. Man hat im Gegensatz zum Mittelalter auch den Sozialstaat, was eigentlich eine gute Sache ist, leider ist es fraglich wie lange das noch gut geht. Man hat heutzutage auch die Möglichkeit als Arbeitsloser wieder ins Berufsleben einzusteigen, da gibt es vom Staat einige Starthilfen. Von der Grundidee her hat sich die Menschheit enorm weiterentwickelt, sie versucht demokratischer zu sein. Leider steht den tollen Ideen immer das Individuum im weg und zwar das Individuum was an der Macht ist, ob es nun der Abteilungsleiter, der Chefarzt, der Politiker sogar der Streifenpolizist, eben derjenige der am längeren Hebel sitzt.

    Genau daran ist der Kommunismus den du in einem anderen Blog erwähnt hast gescheitert. Daran scheint mir scheitern alle Regierungsformen. Genau an dieser Stelle müsste man als erstes ansetzen! Länder müssten von loyalen und unbestechlichen Menschen regiert werden.

    Als nächstes müsste man die Bürger bei wichtigen Entscheidungen mit einbeziehen, eigentlich auch bei eher unwichtigen Entscheidungen. Das würde wahre Demokratie bedeuten. Es könnte ja immer noch ein Gremium gebildet werden welches sich alle Verbesserungs.- bzw. Veränderungsvorschläge anschaut und auswertet und die besten davon in die Tat umsetzt.

    Eigentlich ist dies gar nicht so unmöglich es muss einfach nur ein Umdenken stattfinden, vor allem müsste jeder einzelne Mensch etwas an sich arbeiten, erkennen das Materialer Wert nicht alles bedeutet, das der innere Frieden wesentlich wichtiger ist.
    Jesus sagte schon das man die Reichtümer der Welt nicht horten soll, weil man davon gar nichts in die andere Welt mitnehmen kann!

    Das Zeitalter der Asiaten hat schon längst angefangen, da stimme ich dir zu, es ist schon seid Jahren abzusehen das es so kommen würde. Ich denke das man das auch hierzulande weiß. Man ist sich aber nicht im klaren darüber wie man damit umgehen soll, durchaus keine einfache Sache. Wer gibt schon gerne das Zepter der Macht aus der Hand? Ich bin da sehr gespannt wie es sich entwickelt. Man muss bedenken das auch die Arabische Welt sich im Wandel befindet. Man merkt das die Weltmacht USA wackelt. Europa ist gar nicht bereit auf so schnelle und dynamische Veränderungen in der Welt zu reagieren, das ist mit ein Grund warum hier alles irgendwie ins stolpern gerät.

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  8. Ein äußerst guter und gelungener Beitrag! Du bringst die Problematik genau auf den Punkt.
    Frage ist nun, wie man sicherstellen kann, dass ein Land von solch loyalen und unbestichlichen Politiker regiert wird. Es muss also irgendeine Kontrolle der Politik geben, vielleicht eine Art Ethikkomission oder ein anderes Gremium, wie Du es ja auch vorschlägst, in dem auch Initiativen geprüft und umgesetzt werden können. Denn leider verändern sich manche Menschen, sobald sie Macht haben. Da braucht man nur nach Afrika zuschauen. Manch guter Mann mit hehren Prinzipien hat sich innerhalb kürzester Zeit in einen grausamen Despoten verwandelt. Es gibt diese dunklen Seiten in vielen Menschen. Und Macht kann sie zutage fördern.
    Und der Hinweis auf die arabische Welt hat eindeutig noch gefehlt. Wer hätte gedacht, dass solch politische Umwälzungen denkbar wären! Ein großer Hoffnungsschimmer. Es lässt sich etwas erreichen! Ich hoffe sehr, dass sich die Verhältniss für die Menschen dort wirklich nachhaltig verändern! Salam Aleykum!

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