„Vielleicht kann ich alles, was ich wissen möchte, in mir selbst finden. Manchmal gelingt es mir.
Viel häufiger aber verwerfe ich Impulse, die mich leiten oder auf etwas hinweisen wollen.
Ich nehme mich nicht ernst. Ich will lernen, meinen Impulsen wieder zu vertrauen.
Solange ich denken kann, bin ich mir einer eigenen Wahrheit bewusst gewesen.
Dieses Wissen muss unglaublich hartnäckig oder lebendig sein, hat es mich doch immer wieder dazu gebracht, aufzustehen und weiterzugehen, obwohl ich es den längeren Teil meines Lebens verleugnet habe, was in Zwänge und Abhängigkeiten führte.
Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine Wahrheit sich ursprünglich angefühlt hat:
weit, pulsierend, sicher, weise, neugierig – sie war Vertrauen, Vertrauen in das eigene Dasein. Nur gab es kaum jemanden, der meine Wahrheit mit mir teilen wollte."
Milda Drücke: Ratu Pedanda
Seit 8 Monaten schreibe ich nun für den Scheinwerfer. Zeit für eine Reflektion und einen Ausblick:
In nächster Zeit möchte ich meine Tätigkeit für diesen Blog einschränken und hoffe sehr, dass dann die anderen Autoren in die Bresche springen können. Darüber hinaus sind auch neue Autoren herzlich eingeladen sich mit gelegentlichen oder regelmäßigen Artikeln zu beteiligen.
Einschränken möchte ich mich aus mehreren Gründen: zum einen schreibe ich aktuell an einem Buch über meine inneren und äußeren Reisen, das viele Schnittstellen zu meiner Tätigkeit als Blogger aufweist. Denn auch in diesem Buch schreibe ich über eine Suche nach Essenz und nach einem anderen Leben, über Gesellschaft, Politik, Wut und Verzweiflung, Hoffnung und Glück und einer Suche nach innerer Heimat. Beides ist schwer voneinander zu trennen und ich möchte mich in den nächsten zwei Wochen intensiv dem Buch widmen.
Zum zweiten ist das Recherchieren von immer neuen Quellen eine sehr intensive Arbeit. Man liest abertausende von Artikeln, schaut sich Videos an, vernetzt sich, kommentiert, versucht einzuordnen und zu bewerten, um schließlich das Wesentliche zu Blogeinträgen zusammenzufassen. Dieses Filtern von wesentlichen Informationen aus einer Masse von Banalem kostet Kraft. Außerdem muss man fast ein wenig abstumpfen, um all die wichtigen aber oft auch niederschmetternden Nachrichten zu verarbeiten. Man kriegt einen Blick dafür, Informationen immer schneller einschätzen zu können. Doch die Empathie bleibt dabei oft auf der Strecke. Würde ich all die Fehlentwicklungen mit all ihren schrecklichen Folgen für die Betroffenen an mich heranlassen, würde ich wohl durchdrehen. Aber auch so merke ich, wie all das in mir arbeitet.
Ich möchte wieder mehr spüren und mich auch wieder stärker positiven Entwicklungen zuwenden – den Nachrichten, die Hoffnung machen. So wichtig es ist auf Missstände aufmerksam zu machen, um andere aufzurütteln und zu sensibilisieren – das kann nicht alles sein. Schließlich möchte ich auch viel mehr darüber lernen, welche Alternativen zu dem bestehenden System existieren. Denn das wird vor allem gefragt sein, um Menschen zu zeigen, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form eben alles andere als „alternativlos“ ist und Konsum und Wohlstand nicht automatisch glücklich machen. Sondern viel mehr eine Gemeinschaft, die geprägt ist von Solidarität und Brüderlichkeit.
Nach einem Besuch bei „Occupy Frankfurt“ im letzten Oktober habe ich erst vorgestern im Rahmen des Weltaktionstages einige Stunden im Camp von „Occupy Hamburg“ verbringen dürfen. Und mir einmal mehr die Frage gestellt, ob mein Platz nicht dort sein müsste. Um sich zu zeigen, Durchhaltevermögen und Kreativität zu beweisen und noch stärker dazu beizutragen, einen möglichen Wandel im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Um zu lernen. Vielleicht noch mehr: selbst der Wandel zu sein. Das zu leben, wovon man immer spricht.
Denn Veränderungen vollziehen sich erst, wenn sich der Wandel in vielen einzelnen Menschen vollzogen hat. Erst dann erreichen wir eine kritische Masse, die tatsächlich in der Lage sein wird, Veränderungen einzufordern und einen anderen Umgang miteinander vorzuleben. Eben nicht geprägt von Konkurrenzdenken, sondern von der Überzeugung, dass wir alle letztlich eins sind.
Dass wir alle dieselbe Gier, Angst und Wut in uns selbst tragen, die wir im „Außen“ erleben und die uns so empört. Wenn wir endlich erwachen und aus Überzeugung das tun, was wir als richtig erkannt haben, tragen wir noch immer diese Persönlichkeitsteile in uns – doch wir können lernen, sie zu akzeptieren, zu erkennen woher sie rühren und das sie auch ihre Berechtigung haben – erst dann wird der Weg frei, um der zu sein, der wir wirklich sind. Dann unterliegen wir auch nicht mehr den allgegenwärtigen Suggestionen, dass nur Sicherheit und Wohlstand befreien. Das Gegenteil ist der Fall. Oft beschweren sie und verführen uns dazu, uns abzugrenzen gegen Andere.
Sicherheit ist nur eine Illusion und es kostet viel Energie sich das einzugestehen und die Unsicherheit auszuhalten, bevor wie wieder zu unserer Intuition zurückfinden, die uns den richtigen Pfad weisen kann. Zu der Erkenntnis, dass wir jeden Moment wirklich leben können und die richtigen Entscheidungen treffen, ohne groß zu planen und uns von Angst leiten zu lassen. In diesem Zustand wird Zeit relativ. Die Vergangenheit hört auf uns zu schmerzen und Zukunftsängste sind nur Konstrukt unseres Verstandes – der ein Werkzeug sein sollte und nicht unser Leben dominieren. Doch so sind wir geprägt und es kostet viel Arbeit und Rückschläge um zu erkennen, dass wir uns in einem „Gedankengefängnis“ befinden und die richtigen Antworten in unserem Herzen schlummern.
Ich schreibe das alles nicht als einer, der wirklich erwacht ist. Ich habe noch einen weiten Weg zurückzulegen, um das was ich als richtig erkannt habe, auch wirklich umzusetzen. Doch die Erkenntnis ist bereits ein wichtiger Schritt. Ich möchte nun weiter gehen und beginnen wirklich zu leben. Einen vernünftigen Konsum zu erlernen, mich selbst zu öffnen und Wut, Angst und mein Ego hinter mir zu lassen. Erst dann werde ich so frei sein, wie ich mir das schon lange wünsche.
Gut möglich, dass ich in Kürze noch einmal nach Indien aufbrechen werde – ein Land in dem es mir viel leichter fiel, der zu sein, der ich bin. Doch die eigentliche Reise findet im Innern statt.
In den wenigen Stunden im Camp war ich von Frieden erfüllt. Seit langem gelang es mir mal wieder wirklich zuzuhören. Die Gemeinschaft von den Menschen um mich herum war alles, was ich in diesem Moment brauchte. Es bedurfte nicht vieler Worte, um sich bewusst zu machen, dass uns alles etwas verband – und das war nicht Zorn, sondern Hoffnung und Liebe.
Die Zahl der Menschen, die aufwachen und erkennen, dass sie ein anderes Leben führen wollen, steigt stetig. Die Evolution schreitet voran. Und das macht mir Hoffnung. Mag sein, dass es noch seine Zeit brauchen wird, bevor sich grundlegende Veränderungen vollzogen haben – doch viel wahrscheinlicher ist, dass wir uns mitten in einem Umbruch befinden.
Im Frühjahr wird sich zeigen, wie weit diese Anstrengungen inzwischen gediehen sind. Bis dahin ist es an uns allen, mit Bekannten und Fremden darüber zu reden, wie eine andere Welt aussehen kann und was es dazu bedarf. Natürlich muss man trotzdem dort hinschauen, wo Menschen leiden. Und beginnen, für sie einzustehen – im Kleinen wie im Großen. Denn wir alle verursachen Leiden – wenn wir das erkennen, können wir damit beginnen uns zu hinterfragen und uns zu verändern.
Den meisten Menschen ist tief im Innern bewusst, dass wir so nicht weitermachen können und das wir in der Lage sind, ein anderes, bewussteres Leben zu führen. Der Weg ist Selbstreflektion. Ein jeder von uns, beeinflusst seine Umgebung. Lasst uns also alle die Angst ablegen und uns öffnen.
Dann können wir erkennen, dass wir keinesfalls allein sind! Sondern untrennbar miteinander verbunden. Und dass wir uns gegenseitig Halt geben können, bis wir aufrecht stehen.
In diesem Sinne: nehmt Euch einmal Zeit über euer Leben nachzudenken und fangt damit an, mit euren Freunden und Bekannten darüber zu reden. Rückschläge werden kommen, doch sie sind es wert durchgestanden zu werden. Denn was wir auf dieser inneren Reise finden können, ist mehr als wir uns zu wünschen trauen: ein bewusstes, freies Leben und Zugang zu unserem Herzen, das die richtigen Antworten kennt.
Danke, dass ihr da seid!!!
Wunderschöne Worte (und so vertraut). Dankeschön dafür!
AntwortenLöschenBeste Grüße,
Pat