Mittwoch, 20. Juli 2011

Griechenland

Als Einstieg ein Artikel, um die Brisanz darzustellen

Griechenland droht die Massenarmut

Wir leben in schnelllebigen Zeiten. Und so erscheint Griechenland immer wieder punktuell in den Medien, wenn es mal wieder um eine drohende Staatspleite geht oder die Proteste dort einmal mehr eskalieren. Da mir Griechenland schon seit meiner Kindheit sehr am Herzen liegt, nehme ich mir das Thema auch einmal vor.
Dass in Griechenland sehr viel schief gelaufen ist, steht außer Frage. 
Wenige Familien haben über Jahre das Land regiert, sich gegenteilig bevorteilt, die Wirtschaft beherrscht und Posten untereinander verteilt. Ohne sie ging gar nichts. Ein völlig undurchschaubarer Filz ist entstanden, ein perfekter Nährboden für Korruption. Der Staatsapparat hat sich völlig unnatürlich aufgebläht, es gab jahrzehntelang zu viele Beamte und diese waren im Vergleich zur Privatwirtschaft deutlich überbezahlt (bzw. diese entsprechend unterbezahlt.)
So hat jeder sein eigenes Süppchen gekocht. Eine funktionierende Steuerbehörde gab es auch nicht, zumindest musste sich keiner Sorgen machen vor Strafverfolgungsbehörden. So wuchs auch die Schwarzarbeit in schwindelerregende Höhen. Die Einnahmen des Staates sanken immer mehr.
Zum großen Knall kam es dann letztlich, nachdem der Immobilienmarkt eingebrochen ist. Nach dem Eintritt in die EU waren in Griechenland viel günstigere Kredite zu ergattern und ein wahrer Bauboom hatte eingesetzt. Nun wurden viele Luftschlösser deutlich. Da die erhofften Wertsteigerungen der Immobilien nicht zu halten waren, mussten viele Projekte abgebrochen werden oder stürzten ihre Bauherrn in den finanziellen Bankrott. Zeitgleich brach auch noch das Containergeschäft und die Fährschifffahrt völlig ein, eine der wenigen Säulen der griechischen Ökonomie.
Der so wichtige Binnenkonsum brach ein, die Staatsverschuldung stieg in rasantem Tempo. Die Ratingagenturen gaben dem Land den Rest. Wobei deren Zeugnisse mir nur noch lächerlich anmuten. Griechenland soll im Ranking gar unter Staaten in Krisenregionen gerutscht sein. Gehts noch?
Sicher haben auch noch andere Faktoren in den Niedergang reingespielt.
Nun ist die Situation wie sie ist, wie kommt man also wieder da raus?
Dass Strukturreformen nötig sind, steht wohl außer Frage. Und natürlich muss eine funktionierende Steuerbehörde geschaffen werden. Auch wenn es vielen Griechen sicher nicht gefallen wird, aber auch der Staat muss schlanker werden.
Was aber gar nicht geht ist, was die EU und allen voran die deustche Politik von Griechenland fordert. Das massive Sparprogramm das inzwischen beschlossenen wurde,schadet nämlich nur Niedrigverdiener und dem Mittelstand. Der Konsum bricht noch weiter an, immer mehr Geschäfte müssen dicht machen, die Arbeitslosigkeit sinkt noch weiter. Das erzeigt bestimmt keine Investitionen. Da müssten im Übrigen die "Hilfspakete" hin - in sinnvolle Investitionen. Tatsächlich Werden sie jedoch zum größten Teilen bei der Schuldentilgung eingesetzt und setzen fast keinerlei positiven Impulse. Wie soll es denn unter diesen Umsänden für Griechenland vorwärts gehen? Natürlich kann ich auch verstehen, dass man ungern Schulden tilgt, aber in dieser verfahrenen Situation gibt es keine Alternative. Und mal im Ernst: Ich verdrücke keine Träne für die Schulden, die z.B. die deutsche Bank nicht wiedersieht. Schließlich haben die Entscheidungsträger dort diese Kredite geährt und hätten es eigentlich besser wissen sollen. Nun helfen wir also mit den "Hilfspaketen" im Wesentlichen wieder einmal den Banken, die munter weiter spekulieren können.
Das ist doch Wahnsinn! Kein Wunder, dass sich eine Vielzahl von Griechen verschaukelt fühlen von der EU, der deutschen und iherer eigenen Politik. Zumal es längst ums Eingemachte geht. Bei einer Jugendarbeistslosigkeit von ca. 40 % und einer allgemeinen von real über 20 % ist das doch kein Wunder. Die Perspektivlosigkeit schlägt in Wut um und bei einigen wird Hass daraus. Ich verstehe das nur zu gut.
Auch wenn die Bilder nicht neu sind, hier noch einmal Reaktionen während der Entscheidung zum Sparpaket:

Athen: Unkommentierte Bilder von Protesten

Sieht aus wie im Krieg!
Ich hoffe, das endlich vernünftig über die Problematik in Griechenland berichtet wird und diese Heuchelei, die Deutschen (bzw. die EU) würden Griechenland retten ein Ende nimmt. Die Griechen sind in der Statistik weit länger arbeitend als die Deutschen und das z.T. für Hungerlöhne. Wenn Frau Merkel sich informieren würde, würde ihr nicht so ein Dünnschiss aus dem Mund quellen, vom Südländer, der ständig Urlaub habe.
Und ich hoffe auch sehr dass viele vermögende Griechen irgendwann einsehen, dass sie eine verantwortung ihrem Volk gegenüber tragen anstatt ihr Kapital ins Ausland zu verschieben.
Dass speziell die Jungen so wütend sind, ist auch kein Wunder: schließlic sollen sie für alle Fehler vorangegangener Generationen büssen, ohne jemals über ihre Verhältniss gelebt zu haben- Schulden zahlen, die sie selbst nicht verursacht haben. Darin sehe ich auch Zusammenhänge zu den spanischen Protesten. Und ich fürchte, dass wir diese Proteste irgendwann in ganz Europa sehen werden. Ich halte einen generellen Neuanfang in der europäischen Finanzpolitik für unabdingbar, einen radikalen Schuldenschnitt und das Verbot jeglicher Neuverschuldung. Das ganze System ist doch krank. Und von Griechenland zu den U.S.A. ist der Schritt gerade auch nicht all zu gross...
Jammerschade, was in diesem Land so voller lebensfroher Menschen gerade passiert.
Auf bessere Zeiten für Griechenland!

Es mag zwar stellenweise nichts weiter sein als ein Werbevideo für Griechenland, aber bei all der Propaganda gegen Griechenland, bedarf es vielleicht dieser völlig konträren Darstellung...

That`s Greece

1 Kommentar:

  1. Wer sich mal darüber informieren möchte, wie verlogen die Inszenierung des von mir ohnehin äußerst geschätzten (...) Herrn Ackermann in WIrklichkeit ist, der lese das:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,776006,00.html

    Der Mann hat nichts anderes als Lobbyarbeit betrieben und das Beste für ndie Banken herausgeholt. Sie verlieren deutlich weniger, als wenn keine "Rettung" zustande gekommen wären. Ich bin überzeugt, dass der Schuldenschnitt in dieser Form zu gering ist. Wieder einmal hat man versäumt, den Griechen einen wirklichen Neuanfang zu ermöglichen.
    Ich finde es zum Kotzen, das die Politik so eng mit den Baken zusammenarbeitet. Herr Ackermann als edler Gönner und Frau Merkel als Retter Griechenlands. Mir wird so schlecht!!!

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