Sonntag, 21. August 2011

Heiliger Zorn der Jugend

Ein weiterer Beitrag aus der SZ über die Jugendproteste.

SZ: Heiliger Zorn der Jugend

Sie müssen endlich ein Echo finden, es muss endlich breitere Diskussionen geben, welche Perspektiven diese Gesellschaften für junge Menschen anbieten kann. Ein gesellschaftlicher Umbau ist dringend notwendig. Anstatt ein marodes System mit immer weniger Profiteuren fortwährend mit dem Geld aller zu stützen, wird es Zeit über ganz neue Gesellschaftsverträge nachzudenken. Die Ignoranz von so vielen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft ist unerträglich und erbärmlich und nur völliger Verblendung und eigener Gier zuzuschreiben. Wenn das nicht aufhört wird es knallen.

Noch ein paar Anmerkungen zu den Protesten und der Randale in GB, wo das gerade passiert ist:

Es wird oftmals behauptet, dass hierbei nicht um einen politischen Protest handelt. Dem möchte ich deutlich widersprechen. Zwar ist es richtig, dass eine solche Eskalation einer Veränderung nicht dienlich ist, sondern Cameron geradezu in die Hände spielt. Leider auch, dass die Jugendlichen oftmals vor allem Menschen aus ihrer eigenen Gemeinschaft geschadet haben (vornehmlich auch deswegen weil sie an die Gesellschaftsschichten, an die sie eigentlich herankommen wollten, niemals herangekommen wären. Dort wurde hermetisch abgeriegelt). Und mit Sicherheit gab es Menschen, die es besser wissen müßten, die die Jugendlichen instrumentalisiert haben. Von Trittbrettfahrern mal ganz zu schweigen.
Aber: Wer konnte von Jugendlichen, die dermaßen ausgegrenzt werden, die nur eine unzureichende Bildung genossen haben und überhaupt keine Perspektive für sich sehen einen konstruktiven Protest erwarten? Das difuse Gefühl von Ausgrenzung, Unterdrückung und das gefühl verachtet zu werden, eint sie. Wie könnte man von ihnen erwarten, dass sie Plakate vor sich hertragen mit konkreten Verbesserungsvorschlägen oder gar Utopien? Sie sind von der Gesellschaft aufgegeben worden, nun werden die Sozialausgaben gekürzt und ein guter Teil der Jugendclubs musste dichtmachen. Wie konnte man etwas anderes erwarten?
Und so ist der Protest, der in seiner Form sicher keineswegs zu rechtfertigen ist aber doch zu verstehen, sehr wohl politisch; auf jeden Fall ist er Antwort auf strukturelle Gewalt und eine Politik, die viel zu vielen Menschen und in erster Linie Jugendlichen zuwenig Chancen entwickelt.

Nun tut Cameron alles, um die Radikalität der nächsten Proteste zu erhähen. Weitere Kürzungen, Difamierung der Jugendlichen als "krank", als Gruppe, die es man "ausrotten" muss. Es geht gerade so weiter.
Findet nicht endlich ein Umdenken in der westlichen Welt statt, werden wir solch gewaltsamen Proteste bald auch in anderen Ländern Europas und in den USA sehen...
Das wäre zu bedauern, denn es dient keinem. Aber ohne Veränderungen halte ich das für unabwendbar.


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